Bad hersfelder festspiele - jesus christ superstar | 01.07.2023

Das Wirtschaftskollegium Kassel hatte dieses Jahr die Mitglieder zu einer ganz besonderen Veranstaltung eingeladen: der Premiere von Jesus Christ Superstar. Nach einem Abendessen im Restaurant Stern ging’s in die Stiftsruine. Bereits bei der Einführung hatte Frau Bossert von der Festspielleitung darauf aufmerksam gemacht, dass an diesem ganz besonderen Ort das Musical eine herausragende Wirkung ausüben wird.

Zu Beginn der Aufführung wird die ganze Opulenz der Kostüme des Ensembles deutlich, die Szenen des Abendmahls von Leonardo da Vinci darstellen, allein Judas trägt von Beginn an ein Kostüm, dass ihn beim „Judaskuss“ zeigt und Herodes Mantel zeigt das Gemälde „Die Kindermorde“ von Rubens. Im Gegensatz dazu, ist das Bühnenbild in Form eines riesigen Kreuzes auf das Wesentliche reduziert.

Regisseur Stefan Huber bringt die Rockoper in einer deutschsprachigen Version auf die Bühne mit Andreas Bongard, Sidonie Smith und Tim Al-Windawe in den Hauptrollen. Die Rockoper des damals noch völlig unbekannten Komponisten Andrea Lloyd Webber hatte 1971 Premiere und viele Stücke wie „Hosanna“ und natürlich vor allem „Jesus Christ Superstar“ sind heute Welthits.

 

Jesus Christ Superstar“ erzählt die letzten Tage der Passionsgeschichte aus der Perspektive von Judas, der den kometenhaften Aufstieg des Mannes aus Galiläa zu Jesus Christ, Superstar kritisch sieht. Bongard verkörpert Gottes Sohn überaus eindringlich - mal leise singend, dann laut kreischend – dabei zerbrechlich, selbstzweifelnd, zunehmend überfordert von all der Verehrung.

 

Tim Al-Windawe als Judas beeindruckt in seiner Zerrissenheit zwischen dem Glauben an seinen geliebten Freund und seinem Zweifel an dessen Weg. Er ist der tragische Held, der sieht, wie Jesus der Ruhm über den Kopf wächst, ihm alles zu viel wird. Judas mahnt zur Umkehr, bleibt aber unerhört und wird schließlich zum Werkzeug der Priester, die ihn auffordern, Jesus zu verraten. An diesem Verrat zerbricht er jedoch.

Sidonie Smith als Maria Magdalena ist mehr mütterliche Freundin als Geliebte. Sie kühlt Jesus die heiße Stirne und schenkt ihm Ruhe. Sie singt engelsgleich das anrührendste Lied des Stücks: „Wie soll ich ihn nur lieben“ – die verzweifelte Frage der Hure, die so viele Männer hatte, und ihr gutes Herz nun an den einen verliert.

Eine schrille Show für sich ist der Auftritt von Rob Pelzer als König Herodes mit seinen Show-Girls im Gefolge. Er verhöhnt Jesus und fordert ihn auf, Wunder zu vollbringen. Diese Varieté-Revue ist einer der Höhepunkte eines an rasanten Szenen reichen Stücks.

Als Jesus ans Kreuz geschlagen wird, öffnet der Himmel seine Schleusen so, als weinte er um seinen eingeborenen Sohn. „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“, seufzt Jesus seine berühmten letzten Worte. In diesem Augenblick wird die ganze Magie der Stiftsruine spürbar.

 

Fotos: 

© BHF/ S. Sennewald

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