Die Möglichkeit eines Besuchs der Firma Hexagon Purus, die seit September 2023 mit ihrer neuen Produktionsanlage im Langen Feld in Kassel ansässig ist, nutzten 20 Mitglieder und Gäste.
Dr. Michael Kleschinski, Geschäftsführer des Produktionsstandorts in Kassel stellte uns in einem kurzen Vortrag das Unternehmen vor, dass sich als Teil der norwegischen Hexagon Purus Gruppe der Herstellung von Typ 4-Hochdruckbehältern zur Speicherung von Wasserstoff widmet.
Er erwähnte auch auf die Entstehungsgeschichte des Unternehmens, das aus der Firma AIK hervorgegangen ist, die sich an ihrem Sitz in der Otto-Hahn-Straße in Waldau auf die Verarbeitung von Kunststoffen spezialisiert hatte. Dort stellt heute das Schwesterunternehmen Hexagon Agility GmbH Erdgas-Speicherlösungen her.
Herr Kleschinski sprach über die wachsende Nachfrage nach Wasserstoff und die sich daraus ergebenden Anforderungen an die entsprechenden Speichermedien. So spielt Wasserstoff eine immer größere Rolle bei der Sicherstellung der Mobilität, sei es bei LKWs, auf der Schiene sowie in der Luft- und Raumfahrt, da Wasserstoff große Energiemengen speichern kann.
Danach ging er näher auf die Herstellung der Wasserstoff-Druckbehälter ein: Die Firma Hexagon beliefert den europäischen Markt mit sogenannten Type4 Hochdruckbehältern. Hierfür werden Auskleidungen aus thermoplastischem Kunststoff, sogenannte Liner gekauft, die dann mit Kunststofffasern umwickelt werden. Das verwendete Garn besteht aus einem Gemisch einzelner Fasern, das aus 24.000 einzelnen Faserfilamenten besteht. Jedes Filament hat einen Durchmesser von sieben Mikrometern, ein menschliches Haar dagegen hat einen Durchmesser von 15 Mikrometer.
Der Behälter wird nach der Umwickelung fünf Stunden in einem 110 Grad heißen Ofen „gebacken“, so dass die Komponenten miteinander verschmelzen und sich zukünftig nicht mehr verformen können.
An die umwickelten Kunststoffbehälter kommt dann noch ein Metall-Schraubengewinde, über das der Druckbehälter an die Batterie angeschlossen wird.
Die Druckbehälter sind je nach Einsatz auf einen Druck von mindesten 750 bar ausgelegt, die von Hexagon hergestellten Behälter halten einen Druck von 1000 bar aus.
Ein Lkw benötigt beispielsweise einen größeren – ca. zwei Meter hohen Behälter mit einem Durchmesser von 50 cm, der 75 kg Wasserstoff speichern kann. In diesem Zusammenhang ging Herr Kleschinksi auf die unterschiedlichen Vorgaben ein: Auf dem amerikanischen Markt gibt es aufgrund der großzügigen Bauweise der Lkws kaum Größenbeschränkungen für die Behälter, für europäische Lkws müssen jedoch andere Lösungen gefunden werden, da jeder Zentimeter Platz gut genutzt werden muss.
Auch für Busse gibt es bereits Lösungen, so können auf dem Dach verbaute Behälter in einer Stückzahl von 20.000 pro Jahr produziert werden.
Darüber hinaus laufen Projekte mit der DB Cargo und auch im Bereich Seefahrt. Hier können Versorgungsschiffe bereits mit dieser Technik ausgestattet werden.
Das Thema Sicherheit spielt natürlich eine große Rolle, daher werden immer wieder Tests und Optimierungen durchgeführt.
Nach dieser theoretischen Einführung führte uns Herr Leser durch die neue Produktionsanlage, wo wir uns ein Bild machen konnten, wie die Plastikbehälter erst zusammengefügt und dann mit den Fasern umwickelt werden. Auch die weiteren oben ausgeführten Stationen konnten wir in Augenschein nehmen.
Die steigende Nachfrage nach Druckbehältern steht momentan dem begrenzten Angebot an Lieferanten für Fasern gegenüber, bisher werden sie lediglich aus drei Ländern geliefert, so dass die Firma Hexagon als einer der größten Faserverbraucher der Welt hier bei einer steigenden Nachfrage an ihre Grenzen stoßen könnte.
Weltweit stehen nicht genug Fertigungskapazitäten zur Verfügung. Das Hexagon Werk läuft heute bereits in einem 24/7 Betrieb, wobei pro Schicht 10 Personen anwesend sind.
Auch Herr Leser ging auf das Thema Sicherheit ein und führte aus, dass nach den gesetzlichen Vorgaben ein Behälter pro 200 gefertigten Behältern zum Bersten gebracht werden muss, um den Anforderungen zu genügen; hierfür sei extra eine entsprechende Grube am Rande des Geländes gebaut worden.
Das Gelände auf dem Lange Feld ist zurzeit etwa zur Hälfte bebaut und bietet daher noch Vergrößerungspotential, um dem steigenden Bedarf nach Wasserstoff-Druckbehältern gerecht zu werden.
Diesen interessanten Tag beschlossen die Teilnehmenden bei einem Abendessen im Restaurant Gude.
Regina Simmes
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